Infoveranstaltung der Freien
Wähler beschäftigte sich mit dem Defizit bei Burgfestspielen - "Warum nicht nachgehakt?"
Arbeitsstunden waren schnell weg
Mayen.Weil die Burgfestspiele in den roten Zahlen stecken, sehen viele schwarz. Manche befürchten
sogar, die zusätzliche Abenteuerbühne auf dem Grubenfeld könnte der Genickbruch für Mayens
Theatersommer sein. Das war der Tenor einer Infoveranstaltung mit den Freien Wählern und interessierten
Bürgern. Einen Abend führten die Statisten Regie. Im "Drehbuch" standen auch neue Hintergründe zur
aktuellen Finanzkrise.
Ganz schön fleißig: Mit 1400 Stunden waren die Dienstleistungen des städtischen Bauhofes bei den
Burgfestspielen angesetzt. Davon sollen 1200 schon Wochen vor der ersten Vorstellung aufgebraucht
gewesen sein - nämlich Anfang Mai. Das verriet ein Mitarbeiter beim Themenabend der Freien Wähler
Mayen (FWM) im "Dicken Baum". Zu diesem Zeitpunkt habe die zuständige Bürgermeisterin Veronika
Fischer Intendant Pavel Fieber in einem Schreiben genau darauf aufmerksam gemacht.
FWM-Fraktionsvorsitzender Hans-Georg Schönberg schüttelt nur noch verständnislos den Kopf:
"Spätestens da hätten doch alle Beteiligten hellwach sein müssen. Stattdessen hat man kräftig
weggeschaut." Das Ende vom Lied ist mittlerweile bekannt. Der Planansatz für diese Position wurde
um 60 000 Euro überschritten. Hintergrund: Das ursprünglich veranschlagte Pensum von 2800 Stunden
wurde auf Fiebers Vorschlag halbiert. Statt wie gehabt mit zwei Bauhof-Mitarbeitern glaubte er mit
einem auszukommen. Selber schuld? Schönberg sieht das nicht so: "Warum hakte niemand nach? Die
Verwaltungs-Insider hätten ihm klar machen müssen, das dass hier nicht funktioniert.
Klar, er
hat den Haushaltsplan bei etlichen Dingen nicht eingehalten. Aber in vielen Bereichen stand er
alleine im Regen." Bei der Diskussion um die Kostenexplosion rückte auch Ex-Intendant Joachim
Heyse ins Visier. Er schloss seine letzte Spielzeit mit einem Minus von 81 000 Euro ab. Nicht
das einzige Mal, weiß Hildegard Bender-Hielscher: "Der hat seinen Etat auch oft überzogen, aber
nie so extrem, wie das jetzt der Fall ist. Jedenfalls ging die Schuldzuweisung immer in seine
Richtung. Ich finde das nicht in Ordnung. Im Rathaus trägt man eine Mit-Verantwortung." Großes
Theater gab es während der Versammlung vor allem wegen der geplanten Abenteuerbühne auf dem
Grubenfeld. Weil Robin Hood ab Juni über das Gelände galoppieren soll, fällt das Kinderstück
im Burghof weg. Laut Schönberg kein cleverer Schachzug. "Mit zeitweise sogar mehr als 80
Prozent Auslastung war es immer das Hauptstandbein bei den Eintrittsgeldern. Das gibt man
jetzt leichtfertig auf."
Als Knackpunkt der neuen Spielstätte nennen Kritiker die Lage weit außerhalb der Stadt. Sie
befürchten, dass der Schulklassen-Zustrom deswegen ausbleibt. "Die Eltern bezahlen schon die
Karten. Ich glaube kaum, dass sie sich künftig auch noch für die Busfahrt aufs Grubenfeld zur
Kasse bitten lassen", mutmaßte eine Lehrerin. Das man mit dem legendären Rächer der
Entrechteten jedoch nicht aufs völlig falsche Pferd gesetzt hat, zeigte dann allerdings das
Fazit des Abends: "Abenteuerbühne ja, aber nicht schon nächstes Jahr." Zunächst einmal gelte
es, das aktuelle Minus von 240 000 Euro zu verkraften. "Jetzt muss man wirklich aufpassen,
so etwas darf der Stadt nie wieder passieren", waren sich alle einig.
Übereinstimmung gab es auch im Hinblick auf die geplanten Aufführungen für die Fünf- bis
Achtjährigen im Arresthaushof. Als Hauptmanko wurde die ebene Sitzfläche mit schlechten
Sichtmöglichkeiten genannt. Und die Tatsache, dass es sich bei "Herr Sturm und sein Wurm" um
ein Ein-Mann-Stück handelt, ist für viele eine schwache Vorstellung. "Besseres Kasperle-Theater",
hieß es am runden Tisch.
Für die Rhein Zeitung, Carmen Wölm
Mayen, 20. September 2004