FWM3 / Die Linke Nicht nur das Mayener Krankenhaus hat durch die verdeckte Privatisierungswelle der letzten 3 Jahre erheblich an Strahlkraft verloren.
Auch die 4000 Mitarbeiter/innen des GKM-Verbund mussten viele Enttäuschungen, Kürzungen und Entbehrungen hinnehmen.
Kreis Mayen-Koblenz. FWM3 / Die Linke berichteten mehrfach über die Lage des Gemeinschaftsklinikums Mittelrhein (GKM) und die
zunehmenden negativen Nachrichten und Aussichten, deren Aufklärung nicht im Fokus der Kreis-CDU und -SPD stehen. Stattdessen wird
kommunalpolitisch die Privatisierung mit der Sana AG vorangetrieben. Das wäre vor ein, zwei Jahren noch undenkbar gewesen, da vor der
Landtagswahl politisch Anderes öffentlich kommuniziert wurde. Besonders enttäuschend ist für die Fraktionsgemeinschaft FWM3 / Die Linke
die Tatsache, dass die Sozialdemokraten des Landes, der Stadt Koblenz und aus dem Landkreis Mayen-Koblenz jetzt die Vorreiterrolle für
die Übernahme durch das börsennotierte Unternehmen "Sana AG" übernehmen. So hat z.B. der neue SPD-Gesundheitsminister Clemens Hoch aus
Andernach in einem aktuellen Interview auf die Frage, ob für die Sozialdemokraten die Privatisierung des GKM an Sana nicht ein
Schreckgespenst sei, mit "Nein" geantwortet und ausgeführt: "Wenn die Gremien einer Privatisierung zustimmen, wird Sana aus Sicht der
Landesregierung ein guter und verlässlicher Partner für einen Krankenhausstandort sein". Diese Einschätzung "unseres" Gesundheitsministers
können und werden wir nicht tolerieren. Denn nicht nur, dass mit der Privatisierung die jetzige Gemeinnützigkeit der Krankenhausgesellschaft
entfallen würde, gerade das Gegenteil - der Zwang zur Gewinnmaximierung - wird dann propagiert: Denn die Sana AG ist nicht nur renditeorientiert,
sie steht sogar unter Renditezwang. Spätestens nach 5 Jahren der Übernahme eines Krankenhauses liegt ihre Zielmarge bei 15 % Rendite! Dies ist
für alle Konzernteile nicht nur ein Wunsch, sondern die Voraussetzung für den weiteren Zufluss von privatem Kapital. Folglich müssen die
privaten Klinikkonzerne (hier Sana) wachsen und alles in Gang setze, um durch eine Übernahme in den "Markt" der Plankliniken, also Krankenhäuser
mit öffentlichem Versorgungsauftrag, einsteigen zu können.
Leidtragende sind jetzt schon die 4000 Mitarbeiter vom GKM, da verschiedene skurrile und unverständlich strukturelle und personelle
Maßnahmen der Ex-Geschäftsführung vorgenommen wurden. Insbesondere am Beispiel des Standortes St. Elisabeth Krankenhaus Mayen ist dies
mehrfach öffentlich diskutiert worden. Ein wichtiger Punkt ist die Ausgliederung aller sog. "patientenfernen Mitarbeiter" in nicht
tarifgebundene Service-GmbHs.
Unter patientenfernen Mitarbeitern verstanden die Geschäftsführer alle die, die nicht direkt am Bett des Patienten arbeiten, also alle
außer Pflegepersonal und Ärzten, das ist fast die Hälfte der ca. 4.000 Mitarbeiter. Sogar die Physiotherapeuten und Krankengymnasten
gehörten nach Ansicht der Geschäftsführer zu dieser Gruppe. Sie wurden in die Tochtergesellschaft "Reha fit GmbH" ausgegliedert.
Natürlich hatte dies für die betroffenen Mitarbeiter direkte Konsequenzen bei den Löhnen und Gehältern! Und da es sich nicht um einen
Betriebsübergang nach § 613a BGB handelt, genießen die Betroffenen nicht einmal den dort geregelten Schutz ihrer Besitzstände für ein
Jahr.
Darüber hinaus können die Löhne frei ausgehandelt werden, weil der neue Arbeitgeber nicht an Tarife gebunden ist; d.h. konkret, der Tarifvertrag
für den öffentlichen Dienst (TVöD) wird in den Tochtergesellschaften nicht angewendet.
Ebenso erfuhren die betroffenen Mitarbeiter auch direkte Konsequenzen bei ihrer Altersvorsorge, da eine betriebliche Zusatzversorgung für
die Mitarbeiter (Betriebsrente) ohne TVöD wegfällt. Diese Betriebsrente entfällt nämlich bei dem neuen Arbeitgeber. Das bedeutet für einen
Arbeitnehmer der mittleren Gehaltsstufen nach 45 Arbeitsjahren konkret: Seine monatliche Nettorente sinkt von ca. 2.000 € auf ca 1.500 €! Dies
ist eine Rentenkürzung von 25 %. In der Praxis bedeutet dies, dass die betroffenen Mitarbeiter dieselbe Arbeit wie vorher für weniger Geld
verrichten müssen, aber ihre Rente um fast ein Viertel gekürzt wird, und dass sie ohne Einspruchsmöglichkeit und ohne Zahlung von Fahrgeld
flexibel an allen Standorten eingesetzt werden können.
Auch bei der betrieblichen Mitbestimmung gab es für die betroffenen Mitarbeiter direkte Konsequenzen, denn sie alle arbeiten zwar praktisch
weiterhin für das Gemeinschaftsklinikum, werden aber nicht mehr von dessen Betriebsräten vertreten. Diese haben auch kein Mitbestimmungsrecht
mehr bei der Regelung der Arbeitszeiten und der Arbeitsbedingungen oder bei Versetzungen und Abordnungen. Ob die Tochtergesellschaften
ihrerseits Betriebsräte gebildet haben und ob diese, wenn sie bestehen, im Gesamt- und im Konzernbetriebsrat vertreten sind, ist bisher nicht
öffentlich bekannt.
All dies ist mit Zustimmung von Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung (SPD/CDU !!!) und ohne erkennbaren Widerstand durch die
Betriebsräte geschehen. Damit haben sich die Gesellschafter sang- und klanglos von einem der wesentlichen Grundsätze des Gesellschaftsvertrages,
nämlich von der Vergütung aller Mitarbeiter nach dem TVöD, verabschiedet. Dass diese Maßnahme mit dem ebenfalls als Grundsatz
vereinbarten "Christlichen Menschenbild" vereinbar ist, muss auch bezweifelt werden.
Für die Fraktionsgemeinschaft FWM3 / Die Linke ist unbegreiflich, welche gravierenden Auswirkungen das Handeln bzw. das Nicht-Handeln
der Geschäftsführer und der Gesellschafter für diesen "noch frei gemeinnützigen Krankenhausträger" hat (Stilllegung von Betriebsteilen,
Chefärztewechsel und Zerschlagung funktionierender Strukturen, nicht erklärbare Verluste allein im Jahr 2019 in Höhe von 22,8 Millionen
etc..). Zunehmend bestätigt sich der Eindruck einer (bewussten?) verdeckten Herbeiführung mit dem Ziel, das GKM herunterzuwirtschaften,
preisgünstig zu übernehmen und zu privatisieren.
Foto: Krankenhaus Mayen
Pressemitteilung
Fraktionsgemeinschaft FWM3 / Die Linke - im Landkreis Mayen-Koblenz
01.07.2021