Brief der Mayener Kumpel vom Rathscheck Schieferberg bestätigt die schlimmsten Befürchtungen.
FWM: Werhahn Gruppe agiert unglaubwürdig und unsozial!
Mayen. Bewusst haben die Freien Wähler Mayen (FWM) in den letzten Wochen keine
Pressemitteilung zur geplanten Zechenschließung abgegeben, um die Verhandlungen zum
Interessenausgleich und dem Sozialplan nicht zu stören. Jetzt, nachdem sich die betroffenen
Kumpels mit einem zweiten offenen Brief an den Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Gruppe
Wilh. Werhahn KG, Herrn Anton Werhahn, in Neuss gewandt haben, ist es dem
Fraktionsvorsitzenden der FWM, Hans-Georg Schönberg, wichtig herauszustellen, wie
strategisch und täuschend der Werhahn-Konzern bisher im Verhandlungsprozess agiert
hat. Dabei gilt allen Mitarbeitern der Rathscheck-Gruppe und deren Familien weiterhin die
vollste Solidarität und eine an der Sache orientierte Unterstützung der Freien Wähler
Mayen. Die FWM sind zwar fassungslos über die neuesten Entwicklungen und die Nichterfüllung
der immerzu versprochenen sozialverträglichen Lösung durch den Konzern, aber letztendlich
nicht überrascht. Denn nachdem der Stadtrat am 5. September 2018 zwecks Aufklärung und
Aussprache im Hause von Rathscheck Moselschiefer eingeladen war und eine anschließende
verständnisvolle Berichterstattung durch CDU, Grüne und FDP für die Schließungsentscheidung
erfolgte, hatte die Konzernleitung geschickt den größten Teil der regionalen Politik als
Kritiker ausgeschaltet. Dem vorausgegangen war eine Forderung von fast allen Stadträten,
dass bei dieser Aussprache auch der Betriebsrat eingeladen werden sollte, damit er sich
zu Wort melden kann. Dieser Wunsch des Stadtrates wurde aber kategorisch vom
Vorstandvorsitzenden Peter Voss abgelehnt. Damit war der Betriebsrat außen vor und einer
einseitigen Darstellung durch die Konzernleitung stand nichts mehr im Wege. Darüber
hinaus legte diese Duldung der Aussperrung des Betriebsrates für die anwesenden
Konzernvertreter den Schluss nahe, dass die lokale Politik keinen nennenswerten Widerstand
gegen die Schließung des Schieferbergwerkes leisten würde.
So kam es auch im Stadtrat dazu, dass die von der SPD angeschobene Resolution weiter
aufgeweicht wurde, um sie mehrheitsfähig zu machen. Hilfreich war in diesem Zusammenhang
nach Einschätzung der FWM auch nicht, dass Oberbürgermeister Treis sich ohne Beteiligung
der Ratsfraktionen noch einmal alleine mit den Werhahn-Vertretern traf. Hier wäre - wie in
der ursprünglichen Resolution vorgesehen - der Besuch einer größeren Delegation aus Mayen
am Sitz der Werhahn-Gruppe das eindrucksvollere Zeichen für die Bedeutung des Rathscheck
Schieferbergwerkes in der Gesamtregion gewesen. In diesem Rahmen hätte auch die parallel
gestartete Resolution der Bergleute und ihr unermüdlicher Kampf für den Erhalt ihrer
Arbeitsplätze mit fast 5000 Unterstützungsunterschriften als ein Beweis der Stärke, der
Verbundenheit und der Solidarität der Menschen noch mehr Bedeutung erhalten können.
Schade, diese Chance wurde leichtfertig verspielt.
Der aktuelle Hilferuf der Bergmänner mit ihrem zweiten offenen Brief an Anton Werhahn
zeigt, dass die Hoffnung auf die versprochene, sozialverträgliche Lösung vorerst
gestorben ist und stattdessen wohl juristisch erkämpft werden muss. Zunichte sind die
Argumente derjenigen, die auf einen vermittelnden und schonenden Umgang mit dem
Werhahn-Konzern setzten. "Hier geht es um Geld und um nichts Anderes", so Hans-Georg
Schönberg, der aus eigener Erfahrung weiß, wie rücksichtslos Konzerne vorgehen können,
wenn es ums Geld geht. Dass jetzt sogar die Substanz des Werhahn-Konzerns in Frage
gestellt wird, ist nicht glaubhaft, sondern erbärmlich. Fakt ist, dass der Werhahn-Konzern
nach den besonders erfolgreichen Rekordjahren 2015, 2016 und wiederum 2017 auf einem sehr
hohen Niveau einen positiven Konzernabschluss von rund 112 Millionen Euro netto nach
Steuer (Vorjahr 105 Mill.) verzeichnet. Das geht aus den Geschäftsberichten klar hervor!
Doch Mayen ist scheinbar kein Einzelfall: Den Freien Wählern liegen Erkenntnisse vor, dass
auch die Region Trier/Kyllburg, die sich einst voll und ganz auf die regionale
Vermarktungsstrategie "Aus der Eifel, für die Eifel" unter Führung der Werhahn Mühlen KG
eingelassen hat, zum Spielball der Konzernprofitrate geworden ist. Dort stand nicht nur
die Mühlenschließung an, sondern ebenfalls der Verlust von Arbeitsplätzen und der der
Eifelmühlenkultur.