FWM: Inhaltslose Rechtfertigungen und Ausreden kennzeichnen die Stellungnahme der Geschäftsleitung
Mayen. Hans-Georg Schönberg, Fraktionsvorsitzender der FWM, ist fassungslos über die Stellungnahme der
Geschäftsleitung von Rathscheck Schiefer in Blick aktuell zum Thema "Wir werden das Bergwerk schließen". Die
beiden Geschäftsführer Andreas Jäger und Frank Rummel teilen darin mit "Das Produktions-Aus hat wirtschaftliche
Gründe", nennen aber keine greifbaren Fakten oder Zahlen. Bis Ende 2019 soll die Produktion des weltbekannten
Moselschiefers eingestellt werden. Von der Schließung der Moselschiefer-Produktion sind 51 Mitarbeiter
betroffen. Diese haben für sich nach der überraschenden Schließungsabsicht über den Betriebsrat und einen
gemeinsamen Anwalt, Unterlagen zur Schließung des Bergwerks angefordert. Wie die Freien Wähler Mayen von
den betroffenen Mitarbeitern, Bergleuten und dem Betriebsrat vor kurzem erfuhren, ist den Betroffenen
inzwischen ein neuer Zeitplan vorgestellt worden. Dieser sieht eine erheblich frühere Einstellung der
Produktion des Moselschiefers vor. Die Geschäftsführung begründet diese zeitliche Veränderung mit der
schlechten Entwicklung der Produktion. Im Interview sprechen die beiden Geschäftsführer aber immer noch von
Ende 2019.
Hans-Georg Schönberg, Fraktionsvorsitzender der FWM, ist zutiefst betroffen über diesen vorgezogenen
Schließungstermin, mit dem offensichtlich vor allem mehr Druck erzeugt werden soll. Mit sozialverträglichem
Handeln hat das für ihn nichts mehr zu tun. Steht das Rathscheck-Management nicht mehr zu seinem gegebenen
Wort? Aber auch die Aussage vom Herrn Rummel, dass die Schließung keine spontane Entscheidung war, lassen
Zweifel aufkommen. Denn vor vier Monaten, am 01.05.2018 wurde noch ein neuer Mitarbeiter für den Bergbau in
Mayen eingestellt. Er, Vater einer dreijährigen Tochter und Ehemann, hat sein gutes Arbeitsverhältnis
aufgegeben. Dieser Bergmann kam also aus einem bestehenden Beschäftigungsverhältnis! Nach 6 Wochen
Betriebszugehörigkeit bekam er dann von der Geschäftsführung die plötzliche Zechenschließung "aufs Auge
gedrückt". Über diese Tatsache schweigen die beiden Geschäftsführer bis heute. Als naiv empfinden in diesem
Gesamtzusammenhang die Freien Wähler Mayen auch die Tatsache, dass Herr Jäger glaubt, man würde es dem
Management abkaufen, dass das Fördergebiet Katzenberg erschöpft sei und es keine Alternative gäbe. Dabei
gibt es die Grube Margareta, wo Moselschiefer in gleich hoher Qualität wie im Katzenberg vorhanden ist. Der
untertägige Abbau wurde wegen leichter Farbeunterschiede, die eine doppelte Lagerhaltung erfordern,
vorübergehend nicht weiter verfolgt. Man könnte jetzt einfach auf das Reserve-Bergwerk Margareta zurückgreifen
und so eine Einstellung der Produktion der weltbekannten Moselschiefers verhindern.
Aber auch die früheren Aussagen der Geschäftsleitung gegenüber den Mitarbeitern, dass die Zukunft des
Bergwerks von den Erträgen aus der elften Sohle abhänge, lassen Zweifel am gegebenen Wort aufkommen. Denn
aktuell läuft die Förderung des Moselschiefers mit der Eröffnung der dritten Kammer auf der elften Sohle
sehr, sehr positiv. Die Qualität übertrifft an dieser Stelle die der Sohle 10 deutlich und ist wegen
ihrer außerordentlichen Güte bestens für den Markt geeignet, wie der Fertigungsleiter über Tage, Hans-Jürgen
Hofmann, nun öffentlich feststellte.
Im Interview behauptet Jäger auch "Dies (die von der Geschäftsleitung behauptete Entwicklung) haben wir so
erwartet". Für die FWM-Fraktion wirft das die Frage auf: Warum hat dann die Geschäftsführung die
kostenaufwendige und zeitintensive Erschließung der 11. Sohle überhaupt begonnen? Wenn jetzt, trotz guter
Moselschieferqualität, die Produktion überraschend eingestellt werden soll, macht sich die Geschäftsleitung
unglaubwürdig. Denn gegenüber den Mitarbeitern wurde immer beschworen, dass die Zukunft des Bergwerks von den
Erträgen aus der elften Sohle abhänge. Schönberg ist der Meinung, dass hier nur auf Kosten der Mitarbeiter
die strategische Finanzpolitik des Wehrhahn-Konzerns in Neuss ausgeführt wird. Schönberg fragt sich auch,
was Herr Rummel mit nachfolgender Äußerung genau gemeint hat: "Wir bleiben auch in Zukunft fest in der Region
verwurzelt und werden uns vor Ort gesellschaftlich engagieren. Vor allem die Pflege der Bergwerkstradition
liegt uns am Herzen". Genau wie bei der Mär vom "sozialverträglichen" Ausstieg aus der Schieferförderung
glaubt der Fraktionsvorsitzende Hans-Georg Schönberg nicht an die Verwurzelung in und mit der Region. Denn
in den letzten Jahren haben sich weder Herr Jäger, noch Herr Rummel in Mayen erwähnenswert eingebracht. Unter
dem ehemaligen Geschäftsführer Ewald A. Hoppen war das noch spürbar anders! Vieles könnte hier angeführt
werden. Auch die Pflege der Bergwerktradition, so wie sie Herr Rummel der Öffentlichkeit verkaufen will, ist
stark zu hinterfragen. Denn der von den Bergleuten seit Generationen sehr geschätzte Bergmanns-Gottesdienst
wurde zuletzt von der Geschäftsleitung nicht mehr unterstützt.
Dabei vertrauen die Bergmänner auf den Schutz
der heiligen Barbara. Durch eigene Initiative soll jedoch in diesem Jahr dieser Bergmanns-Gottesdienst wieder
stattfinden, berichteten die betroffenen Mitarbeiter, Bergleute und der Betriebsrat bei einem Treffen mit
der FWM-Fraktion. Im Interview betonen auch die beiden Geschäftsführer " der Moselschiefer und das Bergwerk
am Katzenberg werden Teil unserer Firmentradition bleiben". Wollen die Herr Jäger und Herr Rummel damit die
besorgten Politiker beruhigen? Tatsächlich sehen die Rückbaupläne der Zeche mit dem Förderturm nur eine
radikale Demontage vor. Ohne politische Mitsprache soll nicht nur der Förderturm verschwinden, sondern
auch der Schachteingang mit Beton für immer verschlossen werden. Was nützen all die Bemühungen und
Förderungen der letzten Jahre, die für den Erhalt der Tradition rund um das Naturgut "Basalt" durch
viele Vulkanpark-Einrichtungen vollzogen wurden, wenn nun der Moselschiefer - gleichfalls einzigartiges
geologisches Erbe unserer Heimatregion - mit seiner jahrhundertelangen Fördergeschichte und Tradition
einfach "zubetoniert" wird. Für die FWM-Fraktion würde dadurch ein aussichtsreicher Kandidat für den
Titel "Weltkulturerbe" für immer zerstört. "Deshalb sollten all diese Entscheidungen und Fakten zwingend
politisch begleitet werden", so Schönberg. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler Mayen verhehlt
nicht seine Enttäuschung über die derzeitigen Geschehnisse und Widersprüche rund um die geplante Schließung
und äußerte erneut seine Erwartung, dass ein Unternehmen der Größenordnung des Werhahn-Konzerns seine
soziale Verantwortung ernst nimmt: " Der Werhahn-Konzern darf die von der Schließung betroffen 51
Mitarbeiter nicht im Regen stehen lassen und sollte deshalb eine detaillierte Überprüfung des Mayener
Managervorhabens vornehmen!" Das sei das Mindeste!
Pressemitteilung FWM-Fraktion im Mayener Stadtrat, den 03.09.2018