Schaute die Stadtspitze beim Naturschutz bewusst weg?
Versäumnisse und erheblichen Beeinträchtigung festgestellt.
Mayen. In der vergangenen Woche besichtigten Mitglieder der Freien Wähler Mayen das FFH- und
Naturschutzgebiet am Vulkanpark auf dem Grubenfeld. Alle Mitglieder waren über verschiedene Sachverhalte
mehr als erstaunt und z. T. entsetzt. Anlass zur Besichtigung waren Bürgerhinweise aus der Stadt
Mayen sowie eine Beseitigungsaufforderung der Kreisverwaltung (Umwelt). Aus Sicht der FWM hat die
Stadtspitze leichtfertig Ende des letzten Jahres einem Investor für Telekommunikation ein FFH-Gebiet
am Grubenfeld überlassen, damit dieser seine Baumaschinen, Baumaterialien und zuletzt auch Bauschutt
darauf ablagern konnte (siehe Fotos).
Eigentlich sind Europa weit FFH-Gebiete als spezielle europäische Schutzgebiete für Natur- und
Landschaftsschutz, die nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen wurden und dem Schutz von
Pflanzen (Flora), Tieren (Fauna) und Habitaten (Lebensraumtypen) dienen, geschützt. Die Gebiete können
auch nicht einfach für anderweitige Belange zweckentfremdet werden. Das sieht auch die Kreisverwaltung
so! Und die Stadt Mayen? Diese Frage wollen die Freien Wähler Mayen jedenfalls im April im nächsten
Stadtrat vom Oberbürgermeister Treis beantwortet wissen und darüber hinaus eine genauste Aufklärung
weiterer Sachverhalte. Denn nicht nur die leichtfertige Überlassung des FFH-Gebietes erregt die
FWM-Mitglieder, sondern auch noch die vorgenommene Bauschuttaufschüttung: "Über Silikon,
Plastikplanen, PVC-Einmalhandschuhe bis hin zu geschreddertem Kunststoff ist da alles drin", beschreibt
der Fraktionsvorsitzende der FWM, Hans-Georg Schönberg, die mehr als unerfreuliche Situation.
Weil sich Mayener Bürger darüber beschwerten, dass der anfallende Straßenaushub von fragwürdiger
Qualität beim Bau von Telekommunikationsleitungen in der Stadt tonnenweise auf dem FFH-Gebiet angefahren,
gelagert und letztendlich dort eingearbeitet wurde, fordern die Freien Wähler Mayen umgehend Aufklärung
von der Stadtspitze. "Was hier alles drinsteckt, kann man sich gar nicht vorstellen", berichtete
Schönberg, der die Arbeiten begutachtete. So sind die angrenzenden geschützten Basaltgruben z. T.
scheinbar ebenfalls mit diesem Straßenaushub verfüllt worden. Auch wurde die gesamte Fläche
einplaniert und eingeebnet und in ihrem Ursprung so verändert, dass man von einer erheblichen
Beeinträchtigung ausgehen kann. "Der Bodenaufwuchs ist total zerstört", so Margot Bechtoldt.
Auch wollen die Freien Wähler von der Stadtspitze wissen, wer für dieses Tun letztlich verantwortlich
ist, d.h. wer das alles genehmigt bzw. beaufsichtigt hat und ob überhaupt eine Verträglichkeitsprüfung
mit den festgelegten Erhaltungszielen für diesen schweren Eingriff vorliegt und ob die Kreisverwaltung
Mayern-Koblenz überhaupt von Bauschuttverfüllung Kenntnis hat.
Die Freien Wähler Mayen erwarten in diesem Zusammenhang auch, dass die Stadtverwaltung ihrer
Kontrollfunktion nachkommt und den Sachverhalt genauestens untersucht und im Stadtrat Bericht erstattet.
Jedenfalls ist eines schon jetzt klar: Zu keinem Zeitpunkt waren die städtischen Gremien über die Vorhaben
und Geschehnisse im FFH-Gebiet durch die Stadtspitze informiert.
Pressemitteilung FWM-Fraktion im Mayener Stadtrat, den 19.03.2017