Mayen. Eine ruhige Grabstätte am Fuße einer großen, alten Eiche oder einer jungen
Buche, das wünschen sich viele Menschen. Für solch eine naturnahe Bestattungsmöglichkeit
im Mayener Stadtwald setzen sich grundsätzlich die Freien Wähler Mayen ein. Aus diesem
Grunde besichtigten FWM-Mitglieder den Mayener Stadtwald, um sich über die Möglichkeit
eines Bestattungswaldes in der Nähe des Fünfkantensteines zu informieren.
Der Bestattungswald könnte nach Meinung aller vor Ort Anwesenden durchaus eine Alternative
zum herkömmlichen Friedhofsgrab mit Grabstein sein. Denn diese neue Bestattungsform werde
immer dankbarer angenommen. Die Asche des Verstorbenen wird in einer biologisch abbaubaren
Urne am Fuße des gewünschten Baumes beigesetzt und wenn es gewünscht wird, weist eine
kleine Tafel auf das Grab hin. Voraussetzung für eine solche Bestattung im „Wald“ ist
natürlich eine Einäscherung des Leichnams.
Die Idee der Naturbestattungen basiert u.a. darauf, dass der Verstorbene den direkten Weg
in den Naturkreislauf findet. Es gibt aber noch ein weiteres Motiv: "Der Trend geht zum
pflegeleichten Grab, denn das klassische Wahlgrab mit einer kostenintensiven Pflege ist
heute nicht mehr so gefragt", stellte Klaus Hillesheim fest. So regelt bei der Baum-
und Waldbestattung die Natur die Pflege selbst und das Friedhofspersonal hilft nur bei
Bedarf nach. Viele Angehörige haben heute oftmals gar nicht mehr die Möglichkeit und
Zeit, ein Grab zu pflegen. Ein weiterer Grund ist, dass unsere Gesellschaft mobiler
geworden ist. Oft leben Eltern und Kinder nicht mehr am gleichen Ort. Junge Erwachsene
wechseln sogar mehrmals den Lebensmittelpunkt.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Bestattung auf solch einem Waldfriedhof. Für viele
Menschen sei es tröstlich zu wissen, dass sie mit ihrem Tod Teil eines großen
biologischen Prozesses werden, so Markus Esper. Die Grabpflege auf dem Waldfriedhof
übernimmt die Natur, da Grabsteine, Kränze und Kerzen nicht in das friedliche Ambiente
des Waldes passen. Hans-Georg Schönberg führte - unterstützt von den Fraktionsmitgliedern
Michael Helsper und Isa Feuerhake - aus, dass man offen, aber auch konstruktiv-kritisch
an die Gesamtthematik „Bestattungskultur im Wandel“ herangehe. Dazu gehöre aber auch
ein Hinterfragen der zu erwartenden Kosten und die Prüfung von möglichen Flächen für
ein Gräberfeld im Mayener Stadtwald sowie dessen Umfeld. Eine einigermaßen ebene
Fläche am Funfkantenstein könnte in Frage kommen, wären da nicht die problematischen
Punkte Erreichbarkeit und Zuwegung. So ist z.B. die Begehbarkeit schwierig wegen des
Bewuchses vor Ort, denn zu jedem Baum müsste noch ein kleiner Weg angelegt werden und
das nach Möglichkeit behindertengerecht.
Darüber hinaus sehen die Freien Wähler derzeit keinen Grund zur Eile, denn die
Entscheidung, ob eine solche Fläche ausgewiesen werden soll, müsse auch den Beratungen
für das die nächsten zehn Jahre geltende Forsteinrichtungswerk Stand halten. In einem
Ruheforst nämlich darf auf 99 Jahre kein Holzeinschlag vorgenommen werden. Da der
wirtschaftliche Nutzungsausfall des Waldes auch in die Gebühren einfließen sollte,
werden sich die Urnenbestattungen im Friedwald nicht als wesentlich günstiger erweisen
als im Boden eines Regelfriedhofs.
Weiterhin muss für die Stadt Mayen auch genauer ein tatsächliches Interesse belegt
und definiert werden, denn daraus ergibt sich erst eine belastbare Kostenkalkulation.
Schnell ist man bei 50.000 Euro Einrichtungskosten sowie bei laufenden Ausgaben von
15 000 Euro im Jahr für die Unterhaltung. Außerdem würden Folgekosten entstehen, denn
irgendwann komme sicher ein Bürger und fordere ein Waschbecken und Toilettenanlagen
im Bestattungswald, so Schönberg. Von daher sind die Freien Wähler Mayen der Meinung,
dass dieses Thema bzw. eine Entscheidung für ein konkretes Projekt im Mayener
Stadtwald am besten zwei bis drei Jahre zurück gestellt werden sollte. Und wenn
sich in dieser Zeit eine größere Nachfrage der Bürger in Mayen abzeichne, könne
später immer noch Ja gesagt werden, so der Tenor der an der Begehung teilnehmenden
FWM-Mitglieder.