Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Treis ,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen!
Unsere Stadt ist mittlerweile in einer so schlechten finanziellen Lage, die es schwer macht, den
Haushaltsentwurf des Oberbürgermeisters zu kommentieren.
Es gibt kaum Spielräume. Schönredereien sind fehl am Platz.
Im Namen meiner Fraktion möchte ich Ihnen deswegen die Punkte nicht vorenthalten, in denen der
Haushalt gehörig knirschte und in Schieflage geraten ist. Ich komme zuerst zum Schuldenstand
der Stadt Mayen inklusive der Eigenbetriebe: Ende 2012 betrugen die Schulden 78,6 Mill.
Euro. Nur Idar-Oberstein und Neuwied haben im Lande RLP mehr Schulden als unsere Stadt.
Aber nicht nur Mayen, sondern mittlerweile über 80 % der Kommunen in RLP können ihre
Haushalte nicht mehr ausgleichen, so der aktuelle Städtefinanzbericht des Städtetags
Rheinland-Pfalz. Dies ist ein zum einen Beleg dafür, dass auch in diesen Kommunen
Verantwortliche in Politik und Verwaltung sitzen, die mit dem ihnen anvertrauten Geld
der Steuerzahler großzügigst umgehen. Es wurde jahrzehntelang mehr ausgegeben, als
verantwortbar war.
Zum anderen sind vor allem Bund und Land verantwortlich für die strukturelle Finanzmisere
der Kommunen. Sie haben uns auf der Ausgabenseite in den vergangenen Jahrzehnten Aufgaben
übertragen haben, ohne die entsprechenden Gelder zur Verfügung zu stellen.
Es ist bedauernswert, dass die Kommunen - die Keimzelle unsere Gesellschaft - im Stich
gelassen wurden und auch immer noch werden. Denn jeder, ob Bund, Land oder Kreis drücken
ihre Lasten nach wie vor nach unten ab.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich frage Sie: Ist das fair?
Was können wir vor Ort dafür, dass die in Berlin und in Mainz nicht mit dem Geld umgehen
können?
Viel, ja sehr viel können wir dafür, zwar nicht direkt, sondern indirekt, denn wir haben
es in den letzten Jahrzehnten leider im Mayener Stadtrat auch nicht besser gemacht! Ja,
ich bin mir bewusst, dass diese harten Worte schmerzen, den einen mehr, den anderen
weniger, weil der ein oder andere gar nichts dafür kann, weil er nicht auf der Mehrheitsbank
gesessen hat oder innerhalb der Mehrheitsreihen zu schwach war, als Bremser belächelt wurde
und seine Warnungen vor den Folgekosten nicht ernst genommen wurden.
Damit Klarheit herrscht: Die Schulden laufen in den letzten beiden Jahren also stärker
denn je aus dem Ruder.
Wahr ist, und da stimme ich meinen Vorrednern überein, dass die Stadt Mayen nach dem
Haushaltsrecht gesetzliche Pflichtaufgaben zu erfüllen hat. Wahr ist aber auch, dass
es auch darauf ankommt, die Bäume vor Ort nicht in den Himmel wachsen zu lassen. Unsere
Stadt hat sicherlich manche Besonderheit, die sie auszeichnet, aber auch manches Projekt
aus der Vergangenheit, das man besser nicht befürwortet hätte (z.B. den Vulkanpark doch
später mehr dazu).
Ich komme noch einmal zurück zum Schuldenstand unserer Stadt: Inzwischen sind es über
80 Millionen Euro. Ich hatte eigentlich vor, hier näher auf das Zahlenwerk einzu-gehen,
werde dies jedoch unterlassen, weil das bereits ausführlich von meinen beiden Kollegen
dargestellt wurde. Klarstellen möchte ich jedoch noch ein wichtiges Szenario. Unsere
größten Probleme sind die langfristig Verbindlichkeiten, die teilweise so finanziert
sind, dass wir allein für Tilgung und Zinsen in enormer Höhe belastet werden. Zu viele
langfristige Kredite wurden ohne Veränderungsmöglichkeiten und mit zu hohen
Darlehenszinsen abgeschlossen. Teilweise laufen die Darlehen über das Jahr 2030
hinaus. Ich mache das keinem in der Verwaltung zum Vorwurf, sondern ich möchte nur die
Fakten und die Umstände unsere Probleme, von heute mitteilen. Ganze 1.350.000,00 Euro
unserer Einnahmen werden für die Bedienung von Zinsaufwendungen benötigt. Damit haben
wir noch nichts, aber auch gar nichts an Schulden getilgt.
Sehr geehrter Herr OB Treis,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
Sie sehen, dass ein jährlicher Abbau unserer Schulden in Höhe der Tilgung außerhalb
jeglicher Vorstellungskraft liegt. Eine Senkung der Schulden der Stadt ist in absehbarer
Zeit nicht möglich. Eins steht jedenfalls fest! Die nachfolgenden Generationen werden
sich schön bei uns bedanken.
Wollen wir wirklich unseren Kindern und Kindeskindern eine solche Schuldenlast
hinterlassen? Welche Familie würde dies tun?
Hören wir endlich auf mit dieser Schuldenmacherei und hinterlassen unseren Kindern
und Kindeskindern geordnete Finanzen, wie es verantwortungsvolle Eltern tun würden.
Ja, und tatsächlich, meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen, es ist tatsächlich
ein Sinneswandel im Stadtrat eingetreten. Denn die Verärgerung war sehr groß, als der
Oberbürgermeister ein Defizit von 6,9 Millionen Euro ohne größere Erklärungen
einbrachte. Dazu kommt noch, dass erst bei näherer Betrachtung allen klar wurde,
dass auch eine Erhöhung von Steuern und Abgaben mit einer Summe von über einer halben
Million Euro von der Verwaltungsseite vorgeschlagen wurde. Ohne diese Erhöhung der
Steuern und Abgaben läge das Defizit sogar bei über 7,4 Mil. Euro. Würde ich alle
weiteren Lasten, die seit der Einbringung von der Verwaltung dazu gekommen sind,
saldieren, dann lägen wir locker bei über 8 Millionen Euro Defizit.
Meine Damen meine Herren,
da haben sicher viele von uns etwas anderes erwartet!
Ich jedenfalls! Schnell wurde der Vorwurf laut, die Verwaltung nutze die möglichen
Sparpotenziale im eigenen Hause nicht, stattdessen wähle sie die einfachere
Variante - Steuererhöhungen.
Bei aller Wertschätzung für das von Ihnen bis jetzt Geleistete, so geht das nicht,
Herr Oberbürgermeister Treis! Ich glaube die Mayener Bürger erwarten von Ihnen eine
Konsolidierung der Finanzen. Ich jedenfalls, das habe ich im vergangenem Jahr bei
der Haushaltsverabschiedung für das Haushaltsjahr 2013, Ihnen als gutgemeinten Rat
mit auf den Weg gegeben, nämlich dass für die Haushaltsaufstellung 2014 andere
Maßstäbe im Vordergrund stehen müssen als für 2013.
Ich wollte von Ihnen wissen, wo sparen Sie, wo investieren Sie und was verwalten
Sie nur noch? Ehrlich gesagt, ich weiß es bis heute nicht genau.
Eines weiß ich ganz genau! Mit ihrer Haushaltseinbringung hat sich der Stadtrat
geeint und dafür gesorgt, dass die Probleme gemeinsam angegangen werden.
Dafür, ja dafür danke ich allen hier im Rathaus sehr, die das mit ermöglicht und
unterstützt haben. Zum Glück wurde die Haushaltsverabschiedung auf heute vertagt. So
war die Zeit für die nötigen Korrekturen gegeben. An vielen Tagen und Stunden wurde
fraktionsübergreifend gearbeitet, mit guten Ergebnissen, die sich sehen lassen können
und die bis vor kurzem keiner für möglich gehalten hätte.
Hauptergebnis:
Die Mayener Bürgerinnen und Bürgern werden nicht zusätzlich belastet.
Es gibt keine Erhöhung von Steuern und Abgaben. Stattdessen wurde in mühevoller
Kleinstarbeit mehrmals Seite für Seite des 400 Seitenwerkes durchforstet und nach
möglichen Reduzierungen und Einsparungen gesucht. Mit Disziplin und Fleiß wurde von
allen Fraktionen gemeinsam der Verwaltung am vergangenem Donnerstag ein Zahlenwerk
mit den angedachten Veränderungen nicht nur vorgelegt, sondern auch gleich, bis tief
in die Nacht, Position für Position aufgearbeitet. Ich bin sicher, dass der Stadtrat
hier und heute dieser Änderungsliste auch zustimmen wird.
Damit ist der erste Grundstein für die dringend notwendige Konsolidierung der
Stadtfinanzen gelegt. Vieles muss noch angegangen werden. Vieles muss noch gefordert
werden und vieles wird auch noch Kopfzerbrechen bereiten, aber eines ist gewiss, die
Gemeinsamkeit trägt große Früchte und die werden vieles bisher Nichtmögliche nun
möglich machen. Ich bin mir sicher, dass für die nächsten Jahre die Weichen, die eine
gemeinsame Konsolidierung der Finanzen ermöglichen, gestellt sind. Die großen Träume,
mit den reichen Städten mithalten zu können, sind vorbei. Auch die üppig gelebte Zeit,
ganz nach dem Motto, wir haben zwar kein Geld, wir machen was daraus, sicher auch!
Wer zukünftig Forderungen stellt, man brauche doch dies und das, der muss auch die
Frage der Finanzierung beantworten.
Sehr geehrter Herr OB Treis,
meine sehr geehrten Damen und Herren, auf einzelne Kernthemen möchte ich noch näher
eingehen.
Wir müssen dringend in diesem Jahr klären, wie wir mit dem ständig wachsendem
Defizit beim Jugendamt, das derzeit um die 2 Mill. Euro beträgt, umgehen. Aus Sicht
der Freien Wähler gibt es nur wenige Möglichkeiten,
da wäre erstens: Das Jugendamt bleibt in städtischer Trägerschaft und die Unterdeckung
wird weiterhin den Haushalt der Stadt verschlechtern.
Da wäre zweitens: der Oberbürgermeister versucht durch geschickte Personalsteuerung und
Kostenreduzierung der laufenden Unterhaltung, das Jugendamt zu besseren Ergebnissen zu
führen, schließlich sind frühere Jahresrechnungen weit besser ausgefallen.
Da wäre drittens: bezüglich der wachsenden Unterdeckung gegen Kreis und Land gerichtlich
vorzugehen.
Da wäre viertens: Die Stadt kündigt die Zuständigkeit zum 31.12.2014 auf, mit dem
Ergebnis, dass der Kreis MYK, wie bereits bei den Schulen teilweise praktiziert wird,
die Trägerschaft übernehmen kann. Letzteres wäre für mich, da ich seit 10 Jahren im
Jugendhilfeausschuss des Kreises MYK tätig bin und bestätigen kann, dass dort sehr gute
Arbeit geleistet und erledigt wird, die letzte Alternative, aber nicht die undenkbarste.
Man muss bedenken, dass mit dieser Vertragskündigung bereits der kommende Haushalt um
einen hohen Millionenbetrag Verlust erleichtert würde. Eine weitere Option wäre durch
die Kündigung auch noch möglich, wir könnten neu und grundlegend mit dem Kreis MYK und
dem Land über gerechtere Vertragsmodalitäten verhandeln. Das hätte den Vorteil
Synergieeffekte für die Stadt und den Kreis erzielen zu können und die Stärkung des
Standortes Mayen durch die Abdeckung von Jugendhilfezuständigkeiten des Landkreises
unmittelbar vor Ort (in Mayen) abdecken zu können. Eltern, Kinder und Jugendliche aus
dem Umland würden dadurch auch profitieren.
Meine Damen meine Herren,
ich möchte nur ein Beispiel nennen, wo wir die Freien Wähler meinen, das ist zu viel
des Guten.
Kulturhaushalt: Vulkanpark Seite 91!
Bemerkenswert ist dort der Posten unter Nr. 18. 56360000 Werbungskosten für das
Info-Zentrum 36.000,- Euro. Wir hatten in 2012 gerade 21.766,79 Euro bei den
Eintrittsgeldern erzielt und sage und schreibe 40865,99 Euro für Werbung ausgegeben.
In 2013 war das Ergebnis auch nicht viel besser. Die Einnahmen der Eintrittsgelder
belaufen sich auf 25.296,79 Euro und die Werbungskosten waren mit 34.631,21 Euro
immer noch sehr hoch. Das 2014 bei einem städtischen Defizit von fast 7 Mill. Euro
immer noch 36.000,- Euro für Radio- und Fernsehwerbung nur für Vulkanpark verausgabt
werden sollen, ist unbegreiflich. Das hat nichts mehr mit finanziellem Realismus zu
tun.
Wir sehen uns mit unserem jahrelangen "Nein" zum Vulkanpark bestätigt, denn die
geringe Besucherzahl und das damit verbundene jährliche Defizit von über 300.000,- Euro,
ist für uns nicht mehr akzeptabel. Entweder, Herr Treis, wir bekommen das hohe Defizit
in den Griff, oder aber, wir werden nichts anderes tun können, als eine Teilschließung
des Vulkanparks anzugehen. Die dargelegte städtische Finanzsituation und Betrachtung
der tatsächlichen Besucherzahlen im Vulkanpark haben leider die falsche Dynamik.
Die falsche Dynamik haben auch die Kosten, die für Gutachten, Planungen und
Machbarkeitsstudien in Mayen veranschlagt wurden. Nur ein Beispiel: 20.000,- Euro
sollen für Planungsleistungen am Gebäude der Grundschule Hinter Burg verausgabt werden,
und das nur, um festzustellen, dass die alten Fassadenplatten abgängig und alt sind und
somit von der Gebäudewand runter müssen und ein neuer Isolierputz auf die Gebäudewand
drauf muss.
So geht das nicht! Generell und immer wieder schlagen wir vor, die unsägliche Flut von
externen Gutachten und Planungen einzudämmen. Es kann und darf nicht sein, dass es
sich Ämter einfach machen und bei jeder wichtigen Entscheidung sog. externen Sachverstand
einholen. Der Bürger und wir erwarten von der Stadtverwaltung Vorschläge in eigener
Kompetenz. Damit ließe sich viel Geld einsparen.
Weiterhin möchte ich drei Punkte ansprechen, die mir außerordentlich am Herzen liegen:
Erstens: Die Sanierung des städtischen Haushalts steht an erster Stelle. Jetzt gilt es
langjährige Versäumnisse, von wem auch immer verursacht, aufzuarbeiten. Eine Fortsetzung
der ausufernden Schuldenpolitik zu Lasten zukünftiger Generationen kommt für die FWM mit
ihren Nachhaltigkeitsgrundsätzen nicht in Frage.
Zweitens vernünftiges Gebäudemanagement: Zusammenführen, was zusammen gehört. Wir müssen
dringend ausgelagerte Teilbereiche der Stadtverwaltung und unserer Eigenbetriebe näher
zusammenbringen, damit zukünftig die freiwerdenden Räume im neuen Rathaus effizient und
kostensparender genutzt werden können. Dadurch werden auf der anderen Seite Kosten für
Miete und Unterhaltung reduziert und die Wege für die Bürger der Stadt kürzer, einfacher
und klarer.
Drittens die Förderung der Vereine: Auch z.B. Sportvereine werden finanzielle
Einschränkungen hinnehmen müssen und nicht alles Wünschenswerte kann künftig
erfüllt werden. Wer Zuschüsse fordert, muss auch Eigenleistungen erbringen. Viele
haben das erkannt und ich möchte würdigen, dass in Sportvereinen vorbildlich Integration
betrieben wird. In Sportvereinen wird zusammen gewonnen und zusammen verloren. Egal,
woher man stammt. In Sportvereinen wird niemand ausgegrenzt, jeder ist willkommen.
Deshalb ist hier jeder Euro gut angelegt.
Zum Schluss meiner Ausführung bedanke ich mich im Namen meiner Fraktion bei der
Kämmerei - Frau Marzi, Herrn Spitzlei und Herrn Brodam - und den Mitarbeitern
in allen Ämtern der Stadt, der Stadtwerke und Stadtentwicklungsgesellschaft für
die geleistete Arbeit im vergangenen Jahr. Besonders bedanken möchte ich mich auch
beim Rechnungsprüfungsamt, d.h. Herrn Loser, für die hervorragende Arbeit. Ich
wünsche Ihnen, Herr Oberbürgermeister, all Ihren Mitarbeitern sowie Ihnen, liebe
Kolleginnen und Kollegen und allen Mayener Bürgerinnen und Bürger für die Zukunft
das Allerbeste. Großen Dank möchte ich auch den Herren Schäfer, Sondermann, Raab,
Grober und Mauel zukommen lassen, denn sie haben in fairer und konstruktiver
Zusammenarbeit wesentlich zum heutigen Gesamtergebnis beigetragen. Ich denke, ein
neuer vertrauensvoller Umgang miteinander zum Wohle unserer Stadt hat damit begonnen!