-----Offener Brief von H. Wentzell aus Bremen an OB G. Laux----

Von: Hubertus F. Wentzell [mailto:hubertus.f@wentzell.de],Gesendet: Freitag, 22. November 2002 13:44
An: oberbuergermeister@mayen.de
Cc: schoenberg@freiewaehler-mayen.de; info@cdu-mayen.de; stadtverband@fdp-mayen.de; info@spd-mayen.de; rschaell@rz-online.de; redaktion@rhein-zeitung.net; redaktion@kruppverlag.de; info@sw-verlag.de Betreff: Burgfestspiele Mayen, Intendantensuche - offener Brief


Sehr geehrter Herr Bürgermeister Laux,

als regelmäßiger Besucher der Mayener Burgfestspiele erschreckt mich das andauernde Hickhack um die Neubesetzung der Intendanz. Noch mehr erschreckt mich der Artikel -Stadtverwaltung wies Vorwürfe zurück- aus der Mayener Stadtzeitung vom 6.November, indem Sie eigentlich nur mit formalistischen Vorwürfen gegen Herrn Heyse zitiert werden. Wie soll denn ein positiver Ansatz für eine zukunftsweisende, die bisherige Qualität und künstlerische Vielfalt fortsetzende Lösung gefunden werden, wenn Sie den unbestritten verdienstvollen -Eckpfeiler- der Festspiele verbal auf den Status als -Angestellter der Stadt- zurechtstutzen, der -gegen seine vertraglichen Pflichten verstoßen- habe.

Glauben Sie denn, dass potentielle Kandidaten keine Presseartikel lesen, und falls doch es dann attraktiv fänden von ihrem künftigen "Chef" in die Angestellten-Schublade gesteckt zu werden? Jedenfalls nicht solche, die das notwendige künstlerische und charakterliche Selbstbewusstsein für diese Aufgabe mitbrächten!

Und wieso ist es ein Hindernis der Schwiegersohn von Herrn Heyse zu sein, wenn dies für eine erfolgreiche Regieführung in mehreren Jahren keines war? Aus Herrn Heyses nachdrücklichem Eintreten für ein Team Brenner / Saborowski "einen faden Beigeschmack" herauszuschmecken ist ja nun wirklich vordergründig. Und wenn Sie dahinter eine mögliche Fortsetzung von Heyses Einflussnahme vermuten: Na und? Einmal abgesehen von der altersbedingt anzunehmenden Abnahme solchen Einflusses - das Team Heyse / Brenner hat für die Burgfestspiele doch wesentliche Akzente gesetzt! Und Sie selbst werden doch damit zitiert, dass "die Heyse-Linie weiter verfolgt werden" soll.

Und glauben Sie denn dass die Stadt Mayen das Risiko eingehen kann sich für eine "zweite Wahl" zu entscheiden nur weil Sie vorgeblich kein Geld für eine künstlerisch/kaufmännische Doppelbesetzung haben?

Sie werden vermutlich nicht einmal das Geld für eine Einfachbesetzung erlösen, wenn Ihre Wahl nicht einen unzweifelhaft fähigen und weithin bekannten Kopf hervorbringt.

War ich etwas zu direkt? So sind die Nordlichter eben, nichts für ungut, sondern alles für den Erfolg. Denn ich möchte auch künftig den Urlaub in Ihrem Landkreis mit einem Besuch der Burgfestspiele verbinden, oder umgekehrt, Beständigkeit ist bestimmt nicht nur mein Motiv.

Mit freundlichen Grüßen,

Hubertus Wentzell
Joseph-Haydn-Str. 20
28209 Bremen



Antwortschreiben vom Oberbürgermeister G.Laux

Dienstag, 26. November 2002 14:03
An: Hubertus F. Wentzell schoenberg@freiewaehler-mayen.de' ; 'info@cdu-mayen.de' ; 'stadtverband@fdp-mayen.de' ; 'info@spd-mayen.de' ; 'rschaell@rz-online.de' ; 'redaktion@rhein-zeitung.net' ; 'redaktion@kruppverlag.de' ; 'info@sw-verlag.de'

Betreff: Burgfestspiele Mayen, Intendantensuche - offener Brief

Sehr geehrter Herr Wentzell,

ich danke Ihnen für Ihr Mail vom Freitag, dem 22.11./13.44 Uhr in Sachen Burgfestspiele. Ich glaube, Sie haben die Entwicklung möglicherweise nicht ganz mitbekommen. Der Stadtrat will einen neuen Intendanten bestellen. Und dazu kann es grundsätzlich nicht falsch sein, sich über eine mögliche Auswahl zunächst einmal zu informieren. Und wenn der Intendant dann Mitglieder der Gremien, die dies tun wollen und nicht bereit sind, direkt und nur seinen Vorschlag zu übernehmen, als "Dilettanten" bezeichnet, dann bedarf es eigentlich nicht des Hinweises auf die Gemeindeordnung um zu erkennen, dass dieses Verhalten falsch ist.

Herr Brenner hat seine Bewerbung zurückgezogen und damit ist sie und auch das ursprüngliche "Team" nicht mehr Gegenstand der Entscheidungsfindung. Wir haben Intendant Heyse über all die Jahre nicht vorgeschrieben, welche Regisseure er als Intendant nimmt. Wir wollen dies auch dem neuen Intendanten nicht vorschreiben.

Bei dem Geld ist es im übrigen so, dass der städtische Zuschuss limitiert ist und wir ohnehin hoffen, dass er in Zukunft überhaupt noch gezahlt werden kann. Wer dies nicht bereit ist zu akzeptieren, der verkennt zum einen die Lage der kommunalen Haushalte und setzt zum anderen die Fortführung kultureller Einrichtungen aufs Spiel.

Ich weiß nicht, wie Sie darauf kommen, dass die Stadt Mayen das Risiko eingehen will, sich für eine "zweite Wahl" zu entscheiden, bloß weil wir kein "Team", sondern wie fast jede andere Festspielstadt in Deutschland, einen Intendanten wollen. Im übrigen haben unsere Gespräche mit verschiedensten Bewerbern ergeben, dass es über den Vorschlag von Intendant Heyse hinaus, auch noch ein paar andere gute Theaterleute in der Bundesrepublik gibt und nicht nur "zweite Wahl".

Sehr geehrter Herr Wentzell, ich möchte Ihnen noch einmal für Ihre Zuschrift danken und Ihnen versichern, dass Rat und Verwaltung in ihrer Verantwortung für die Burgfestspiele versuchen, einen geeigneten Nachfolger zu finden und ich bin zuversichtlich, dass dies gelingt. Wesentlich größere Gefahren für die Burgfestspiele sehe ich aus der finanziellen Situation folgend. Hier hilft ein wenig Hoffnung und besonderes Engagement für die Festspiele und so freut es mich, dass Sie dieses besondere Engagement gezeigt haben und auch künftig zeigen wollen.

Mit freundlichen Grüßen

Günter Laux
Oberbürgermeister der Stadt Mayen